Donnerstag, 5. April 2012

BILLY BRAGG - I don´t want to change the world... eine Hommage.

Ich möchte mit den folgenden Zeilen einmal einen d e r Musiker präsentieren, der mich seit Erscheinen seines 1. Albums beeindruckt, inspiriert, politisch geprägt und in vielem begeistert hat.




Ich weiss sogar noch genau, wann und wo ich zum 1.mal Billy Bragg gehört hab, es war Herbst 1983, als ein Freund, der gerade aus London zurückkam, mir die Platte "Life´s a riot with spy vs.spy" vorspielte, und gleich beim 2. Song "To have and to have not" machte es klick.

"Just because, you´re better than me,
doesn´t mean I´m lazy,
just because you´re going forwards,
doesn´t mean, I´m going backwards... "

da arbeitete ich schon lang im Plattenladen (Schallplatten Carola, Praterstern - wer sich noch erinnern kann) und wir hörten sowieso andauernd neue Musik, übrigens arbeitete auch der gute Billy - wie so viele Musiker - vor Beginn seiner Karriere in einem Plattenladen .

Einerseits war mein Interesse für Punk gerade etwas abgeflaut, THE CLASH hörte ich noch, sonst waren zu der Zeit gerade BRUCE SPRINGSTEEN und TOM PETTY vermehrt auf meinem Plattenspieler und in meiner Plattensammlung gelandet. Aber gut: da kam dieser doch jüngere Kerl, stellte sich allein mit E-Gitarre hin, sang von Dingen, die ich gut kannte und nachvollziehen konnte (Bragg ist ja nur wenig älter als ich) , hatte vor allem die politischen Texte, die mich interessierten. In den englischen Musikzeitungen war viel über den jungen Mr.Bragg zu lesen, und: bei uns kannte ihn noch kaum jemand. Schon damals für mich ein Grund mehr, mich mit seiner Musik zu befassen.

"A new England" -

" I don´t want to change the world,
I´m not looking for a new England,
I´m just looking for another girl... "


da war ich gerade 22 (wie der Held dieses songs) als ich das zum 1. mal hörte. Das war eine ganz andere Art von Liebeslied, als man sie für gewöhnlich vorgesetzt bekam. Und: In Wirklichkeit wollte der Gute ja die Welt ändern, und er hat mit Sicherheit seinen Teil beigetragen.

Ich verdanke Billy Bragg einen guten Teil meiner politischen Lebensanschauung, mein Interesse für England natürlich ebenso, wie auch mein Interesse für vielerlei Musik, bzw. hat er all dieses bestärkt. Mit den Jahren hat Billy Bragg nahezu jeden Musiker gecovert, den ich auch mochte - Bruce, Bob Dylan, Woody Guthrie, Hank Williams, Ry Cooder..... da kam immer wieder was, und so hatte er offensichtlich immer auch dieselben musikalischen Idole wie ich.

Mein 1. Billy Bragg Konzert in der Berufsschule Längefeldgasse (eine Turnhalle, nicht mehr) war dann natürlich etwas besonderes, im Winter 1985 war das. 2 Jahre später in London bei irgendeiner Benefizgeschichte (ich denke, es ging um streikende Minen-Arbeiter), für die es zwar keine Karten mehr gab, aber Frechheit siegt: ich erzählte jemandem beim Eingang nur extra wg. dieses Konzertes aus Wien angereist zu sein und war drin. Edward II spielten da auch, und gut war´s, kraftvoll. "There is power in a union" - da spürte man das auch.

Überhaupt die Texte: viele Einzeiler sind mir ins Gedächtnis eingebrannt -

"wearing badges is not enough, in days like these... "

"the revolution is just a t-shirt away -
waiting for the great leap forwards"

"when the lights go out in the rest of the world, what do our cousins say,
they´ll be lying in the sun and having fun, fun, fun, ´til daddy takes the gun away"

Help save the youth of America war das.

Billy Bragg war und ist der Woody Guthrie meiner Generation, das ist einfach so. Er hat politisch bewegt, er ist sich immer treu geblieben, er gab auch Fehler zu - durchaus einmal dem falschen Politiker vertraut zu haben. Was soll´s - das haben wir doch alle. Dass er zwischendurch - Familie, Vater geworden - ruhiger und besonnener wurde, auch klar. Gerade aber im letzten Jahrzehnt wurde er wieder vermehrt politisch aktiv - zB gegen George Bush, den Irak Krieg (in den ja auch viele britische Soldaten geschickt wurden), und er ist es bis heute.

Erwähnt sei noch ein längeres Gespräch, das ich im Jahr 1996 am Rande des Cambridge Folk Festivals mit ihm führte. Innerhalb kürzester Zeit waren wir beim Thema Fussball und auch das war etwas, das mir an ihm so gefiel: im Grunde ist er einer von uns....

"how could you lie there and think of England, when you don´t even know, who´s in the team"

Und dann der nächste Glücksfall, die beiden "Mermaid Avenue" Platten mit unveröffentlichten Woody Guthrie Texten , gemeinsam mit WILCO (und der grossartigen NATALIE MERCHANT) , ein Lied besser als das andere - Woody´s Texte in die 90er Jahre kongenial übertragen und musikalisch umgesetzt. "All you fascists bound to lose" - immer noch wichtig, dass das einer sagt/singt. Immer wieder in den vergangen 30 Jahren streifte BILLY BRAGG hier oder dort mein Leben, meine Musik ohnehin, auch dass er die Kampagne "Folk against fascism" unterstützte - einmal mehr Beweis für die gleichen Ziele, die gleichen Anschauungen - die man im übrigen Tag für Tag auf facebook verfolgen kann, Billy ist dort oft präsent, mit Aufrufen, Hinweisen, Aussagen zu aktuellen Themen.

Es hat lange gedauert, bis ich mich wieder auf ein Billy Bragg Konzert freuen kann, seine Platten waren zum Glück ohnehin immer da - aber jetzt ist es soweit: am Do.,
31.Mai 2012 in Graz, im KPÖ Volksbildungsheim ist´s soweit. Dass eine liebe Freundin und Musikerin - LAURA RAFETSEDER - dort das Vorprogramm bestreiten wird, umso besser und ich freu mich wahnsinnig für sie. Karten für dieses Konzert gibt´s übrigens exklusiv in Wien im HEUREKA, 1080 Wien, Skodag. 17 - Do+Fr 13-19h und bei Veranstaltungen (alles darüber in diesem Blog, einen Eintrag davor).

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